Die Zwölfe zum Gruße! Liebe Das Schwarze Auge-Fans: Gerne möchte ich euch in einer Artikelserie über die Entstehungsgeschichte von meinem ersten offiziellen DSA-Werk informieren und einige kleine Geheimnisse lüften. Los geht’s! Eineinhalb Jahre ist es her, dass meine DSA-Mitstreiter mich zur Ratcon 2023 auf den Ideen-Pitch des Ulisses-Verlags aufmerksam gemacht haben. „Hey Sean, hast du gesehen? Die Redaktion vom Schwarzen Auge sucht nach Aufhängern für Abenteuer. Das wäre doch was für dich…“ Natürlich habe ich nicht nur eine Idee, sondern hunderte für die Fantasiewelt, in der ich mich seit nun mehr 35 Jahren vergnüge.
Eine Absage mit Ansage
Als erstes reiche ich Ende August 2023 die Idee eines Abenteuers ein, dass ich für meine langjährigen Weggefährten geschrieben habe. Es heißt „Ein Haus voller Narren“ und entführt die Helden in eine abstruse Feenglobule, in der die Koboldartigen zu Hause sind. Mit dem Abenteuer wollte ich den Anhängern des Zwölfgötterglaubens vermitteln, wie es sich in der gottlosen, dafür magiedurchdrungenen Welt eines Schelms anfühlt. Die Idee des Heldenwerks ist an den Film „Inception“ angelegt: Unbemerkt werden die Helden immer weiter in die Globule gezogen, während sie diverse Aufgaben meistern müssen…
Ehrlich gesagt bin ich wenig überrascht, als keine drei Wochen später die Absage vom Ulisses-Verlag eintrudelt. Eine nyphomanische Zwergin heilen, sein Schatten-Ich bezwingen und schließlich eine unbesiegbare Bestie (einen Basilisken!) zur Strecke bringen, die nach dem Vulkanausbruch von Notmark in die Katakomben eingedrungen ist – das ist alles etwas zu fantastisch. 😊 Selbst für den Schelm „Narr ohne Namen“, den ich seit Corona gerne spiele, um mich selbst aus meiner Fantasy-Komfortzone zu katapultieren.

Hommage an „Das große Donnersturmrennen“
Umso freudiger bin ich überrascht, als meine zweite Idee Anfang Dezember 2024 angenommen wird. Und die hat es in sich. Weiß die Redaktion, worauf sie sich da eingelassen hat?! Ich habe nicht weniger vor, als das Donnersturmrennen wieder aufleben zu lassen – und zwar in bester Zwergenmanier. Was hetzen die unsteten Menschlein immer von einem Ort zum nächsten? Ein wahrer Angroschim findet im Berg alles, was er braucht. Ich versetze mich also in den nicht mehr jungen, aber immer noch rüstigen Minen-Besitzer Rambalosch Sohn des Rambolin (sämtliche klanglichen Assoziationen zu Rambo sind ausdrücklich erwünscht): Vor gut 15 Jahren steht er vor einer Mine in Hammerschlag, als die Teilnehmer des allerletzten Donnersturmrennens aus dem Berg hervortreten, wo sie auf die Urgewalt des erwachten Teilleibs des Omegathereons gestoßen sind. Welcher Narr fährt einen Streitwagen durch eine Mine?! Das kann doch nicht gelingen. In einer Mine fahren nur Loren!

Mit diesem Kerngedanken ergibt sich der Rest fast von selbst. Als großer Fan der epischen DSA-Abenteuer „Das große Donnersturmrennen“ und „Donner & Sturm“ möchte ich gerne einige Anleihen an die metaplot-relevanten Vorbilder auslegen. Dabei ist mir vollkommen klar, dass mein kleines, unbedeutendes Heldenwerk auch für Anfänger den Spielspaß bieten soll, den ich als 15-Jähriger hatte – damals noch auf Tour mit Gerberod dem Grauen. Wie alle erfahrenen DSA-Spieler wissen, handelt es sich dabei um den größten Heiligen der Rondra-Kirche, dem sagenumwobenen, mittlerweile entrückten Leomar von Baburin.
In der allerersten Fassung war das Heldenwerk übrigens als „Das große Karrenrennen von Eipbach“ in einer menschlichen Siedlung angedacht. Warum? Weil ich es lustig finde, die großen, weltbewegenden Questen auf das Allergewöhnlichste runterzubrechen, Zudem komme ich aus Eitorf, einer wunderschönen kleinen, verschlafenen Ortschaft, die ihren Namen vom Eipbach ableitet. 😉 Schließlich habe ich das Karenrennen in die Mine verlegt und eine Art zwergische Achterbah-Fahrt gemacht. (In einem späteren Artikel werde ich über die epischen Diskussionen berichten, die ich dazu mit meinen DSA-Kumpanen geführt habe…)
Leomars Erbe: Eine falsche Fährte
Bei der Ausarbeitung des Exposees habe ich mich dann entschieden, die Helden vom Titel weg in die Irre zu führen und das Abenteuer mit dem charismatischen Antagonisten auf der Titel-Illustration „Leomars Erbe“ zu nennen. Unter diesem hochtrabenden Titel reist ein Kontrahent zum Lorenrennen nach Hammerschlag. Könnte es sich dabei wirklich um einen Nachfahren des legendären Helden und ersten Besitzer des Donnersturms handeln?! Wie man weiß, war Leomar durchaus umtriebig und für Rahja-gefällige Dienste offen. Gleichzeitig verbirgt sich eine kleine Moral in dem doppeldeutigen Titel, da das eigentliche Erbe von Leomar nicht sein Nachfahre ist, sondern seine ritterlichen Tugenden sind, die jedem aufrechten Aventurierer geläufig sind.
Mein Heldenwerk hatte somit zwei Arbeitstitel, die im Laufe des kreativen Prozesses verworfen wurden. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber: „Das große Lorenrennen“ bringt einfach auf den Punkt, worum es bei dem Heldenwerk geht. Großen Spaß für kleine, erfinderische Angroschim.
Lob vom Chef: „Ganz großes Kino!“
Markus Plötz, Geschäftsführer der Ulisses Spiele GmbH hat auf jeden Fall Spaß an dem Titel „Das große Lorenrennen“, was er in der offiziellen Vorstellung als „ganz großes Kino bezeichnet. Und Daniel findet den Kerngedanken „sooo cool“. Ihr könnt euch denken, dass diese emotionalen Reaktionen für mich als Erstlingsautor im Ulisses Verlag runter gehen wie ein guter Schluck Angbarer Bock. Leider ist die Redaktion nicht meinem Wunsch nachgekommen, auf dem Titel einen zwergischen Mechanikus vor einer Lore abzubilden. Aber so ist das eben: Bei den Heldenwerken wird oftmals mit generischen Illustrationen gearbeitet, um den Aufwand und die Kosten im Rahmen zu halten.
Wie findest du den Titel und die Aufmachung des Heldenwerks „Das große Lorenrennen“? Über dein Feedback würde ich mich sehr freuen.
Im nächsten Artikel berichte ich über die Herausforderungen, das kreative Schreiben, was mir liegt, in einen formalisieren Prozess zu überführen, der letztlich zur Abgabe eines Manuskripts führt. Dabei möchte ich gerne auch auf die durchaus berechtigte Kritik in der Rezension von „Engors Dereblick“ eingehen.