Warum 2021 kein gutes Jahr war.

Vorweg eine Warnung: Dieser Text enthält kleine Wahrheiten. Vielleicht mehr davon, als dir lieb ist. Lies am besten nur weiter, wenn du mich kennst – oder kennenlernen willst. Wenn du Ehrlichkeit und Offenheit nicht schätzt; lies nicht weiter.

2021 war aus vielen Gründen (für mich) kein gutes Jahr:

  • Gleich zu Beginn des Jahres habe ich mir den rechten Daumen beim Schlittenfahren gebrochen und der Bruch schmerzt bis heute. Wahrheit 2 go: Mit 46 Jahren sind Gelenke, Knochen und Muskeln nicht mehr so strapazierfähig wie früher.
  • Meinen Geburtstag durfte ich pandemiebedingt nicht mit einer Party feiern. Wahrheit 2 go: Für nächstes Jahr sieht es nicht besser aus. Eher schlimmer.
  • Kurz darauf habe ich mir bei einem selbstverschuldeten Unfall einen Glassplitter in den linken Ellbogen gerammt, der operativ entfernt werden musste, was jedoch erst eine Woche später aufgefallen ist. Die Narben und Erinnerungen habe ich für ein Leben lang. Wahrheit 2 go: Dummfleisch muss weg!
  • Ich war keinmal bei Baeger-Sport, einem lokalen HIT-Training mit lieben Menschen, was aus mindestens zwei Gründen Schei** ist – mein Geld und meine Energie fehlen der Baeger-Familie und mir fehlt die Bewegung, was sich insbesondere in dem Bindegebewebe um die Bauchmitte, aber auch in meiner Dünnhäutigkeit bemerkbar macht.
  • Das ist für die ohnehin maximal-angespannte Situation im dauerhaften HomeOffice mit zwei pubertären Jungs im monatelangen HomeSchooling nicht ideal. Apropos Kinder….

Unsere Kinder sind durch das Raster gefallen!

Dazu zwei Beispiele – eine Prognose zum Schulchaos von mir aus dem März und ein ganz aktuelle Twitter-Auskotz-Thread von Jugendlichen, die sich noch trauen den Mund aufzumachen (gerne anklicken):

  • Leider habe ich es auch mit den klassischen Solitär-Sportivitäten Hatha Yoga, Wandern und Joggen nicht geschafft habe, meine ständigen Rückenschmerzen und Nackenverspannungen erfolgreich zu therapieren.
  • Ich war so gut wie gar nicht bei Kunden vor Ort. Und das obwohl ich mich entgegen meiner eigenen Impfskepsis (aus familiären und gesellschaftlichen Gründen) sehr früh habe impfen und boostern lassen. Ist das jetzt gut oder schlecht – oder beides?!
  • Ich habe nur eine neue Marke zum Leben erweckt, was für mein Potential einfach viel zu wenig ist. (Na gut: Eigentlich waren es eher zwei oder drei oder vier. Aber nicht bei allen konnte ich mich so stark einbringen, wie ich es gewünscht hätte.)
  • Ich habe nur ein Lied geschrieben. Es heißt „Learning 2 sing“.
  • Ich habe nicht gelernt zu singen. Ich habe es noch nicht einmal ernsthaft versucht; wobei: das ein oder andere Mal habe ich zur Erheiterung meiner Mitmenschen doch gesungen, voller Inbrunst – improvisierend. Wahrheit 2 listen 2: „Changes“ von Charles Bradley.
  • Ich habe keine neue Sprache und kein neues Land kennengelernt.
  • Ich habe nur sehr wenige neue Menschen oder Menschen neu kennengelernt.
  • Ich war weniger achtsam, als ich es mir wünschte.
  • Ich war weniger kreativ, als ich es könnte.
  • Ich habe weniger neue Kunden gewonnen, als ich könnte.
  • Ich war weniger erfolgreich, als ich hätte sein können, was zum Großteil an Corona und zum restlichen Teil an mir gelegen hat.
  • Ich habe einen wichtigen Pitch aus den falschen Gründen verloren. Aus beruflichen Gründen darf ich darüber nicht reden, aber dennoch hier meine Wahrheit 2 go: Manchmal ist Wahrheit nichts wert und auch nicht gewünscht.
  • Ich habe mich weniger Neues getraut, als es einer Agentur, die Macht #NEU von sich behauptet, zu Gesicht steht.
  • Ich habe zu wenig gereimt (und stattdessen gedichtet, getextet, gecutupt und gesprochen). Meine persönlichen 4 G, mein privater Irrsinn und Eskapismus hat mich vor dem Wahnsinn der Realität gerettet.
  • Ich bin immer und immer wieder „erfolgreich vor der Realität geflüchtet“ – wie der Mensch, der mich am besten kennt, zutreffend geurteilt hat. Wichtige Wahrheit 2 go: Wenn es dich schmerzt, ist was dran!
  • Ich habe ansehen müssen, wie autokratische, rechte und konservative Politiker weltweit ihre Macht ausgedehnt haben – und zeitglich Europa ein Komplett-Versagen in jeglicher politischen und pandemischen Hinsicht zelebriert. Wahrheit 2 go: Ängste stärken das Schlechteste im Menschen.
  • Ich habe fassungslos erdulden müssen, wie inkompetente Politiker und unagile Politik hier in Deutschland Skandale auf Skandale häufen und damit ungeschoren davonkommen – obwohl ein Superwahljahr anstand. 
  • Ich habe eine entscheidende Wahl engagiert begleitet, eine Wahl, die unser Land für die Zukunft neu hätte aufstellen können und stattdessen sehen wir als vermutlich schlimmste Folge von 2021 ein beherztes „Weiter so“ mit anderem Personal. Meine Wahrheit 2 go: Wenn bei einer Ampel alle Farben gleichzeitig und gleich hell leuchten, gibt es Chaos. Und noch eine Wahrheit, weil sie zu wichtig ist, um nicht ständig wiederholt zu werden: Wenn wir nicht auf „grün“ schalten, überhitzt unser Planet durch unser Verschulden, durch unsere „Raserei“!
Das ganze Elend von 2021 lässt sich in diesem Bild ablesen: vom Sturm auf das Kapitol und den ersten Lockdowns bis hin zu Omikron und Impflicht
  • Ich wollte an dem Wochenende mit Freunden corona-konform eine Radtour an der frischen Luft im Ahrtal machen, als die Jahrhundertflut kam und mein geliebter Jackomo aus heiterem Himmel gestorben ist. Die Wahrheit 2 go von John Lennon: Life is what happens to you, while your busy making other plans.
  • Ich habe an einem besonders frustrierten Tag ein Gedicht darüber geschrieben, dass wir alle eine Illusion von uns selbst lieben – und mir dann die Haare auf 4 mm scheren lassen – nicht von einem Barber, sondern von einem Bärenmenschen, der kein Wort Deutsch sprechen konnte. Das war sicher ein Tief- und Wendepunkt des Jahres 2021. 2 Wahrheiten 2 go: 1. Jede Geschichte ist eine Illusion. 2. An meiner Frisur war ohnehin nichts mehr zu retten.
  • Bis heute hat die Politik sich standhaft geweigert, die Schulen Corona-sicher zu machen. Wahrheit 2 go: Wir tragen die Verantwortung für jedes kranke Kind – heute und in der Zukunft – damit meine ich nicht nur Corona, sondern auch Depression, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, falsche Ernährung und allgemeiner Verlust von Lebensfreude.
  • Ich habe miterleben müssen, wie meinen Jungs und Neffen „gefühlt ein ganzes Jahr“ ihrer Kindheit, der wichtigsten Phase in ihrem Leben, geraubt wurde – ohne ein Ersatzangebot, ohne Unterstützung durch die Gesellschaft. Auffangen durften wir Familien das allein – und das wird auch so bleiben ← Das war übrigens eine Wahrheit 2 go. Und noch eine Wahrheit, auch wenn die keiner mehr hören kann: Sinnloser Konsum, Social Media und Streaming-Dienste können menschliches Miteinander nicht gleichwertig ersetzen. (Selbst Metaverse wird das nicht können, wie der Chief Visionary Officer Islands treffend auf den Punkt gebracht hat.)

Noch mehr Gründe, warum 2021 kein gutes Jahr war:

  • Ich habe endlose Diskussionen mit Impfverweigern führen müssen. Diskussionen, die Freundschaften an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringen. Diskussionen, die das Ende von Sprache und Argumentation in einem Zeitalter von Alternative Facts, Fake News und „woker“ Wirklichkeit ankündigen. Hey, bevor du mir zustimmst, meine Wahrheit 2 go: Wir alle ermöglichen und ermächtigen diese Fake News Wirklichkeit.
  • Ich habe es nicht geschafft, ein neues Meta-Narrativ zu entwickeln, das wirkmächtiger als Corona, als die Angst vorm schleichenden Tod, wäre. Dabei laut die überfällige Wahrheit 2 go: Der Mensch ist tot!
  • Ich habe erlebt, wie kreative Wortschöpfungen unsere seelische Erschöpfung auf den Punkt bringen: hier die drei am meisten deprimierenden Kreationen: „Mütend“ von Sascha Lobo, „stabil ausgelaugt“ von meinem besten Freund und „Schnecklich“ aus dem Kinderreim über den Lockdown von mir.
  • Ich war bei keinem einzigen Rockkonzert, dass diese Bezeichnung verdient hätte. Dabei hätte Metallica 40-jähriges Jubiläum und zahlreiche 90er-Grunge und Alternative Bands wie die Black Crowes 30-jährige Jubiläen ihrer wegweisenden Platten gefeiert. FU**!
  • Ich war auch sonst bei keiner Großveranstaltung – insbesondere der Verzicht auf Kirmes und Silvesterparty sind für mich als Eitorfer schwer bis un-verträglich.
  • Ich sorge mich um meine guten Freude, deren Lebens- und Arbeitsgrundlage bei dem Feuerwerkshersteller WECO durch das überraschende, unsägliche Verbot sabotiert werden.
  • Ich habe hilflos mitangesehen, wie engagierten Unternehmern die Basis ihres Geschäfts gleichzeitig radikal und in homöopathischen Dosen entzogen wird. Wahrheit 2 go: Sowohl die Messe- als auch die Agenturlandschaft wird nie wieder dieselbe sein wie vor Corona.
  • Die langjährige Ehe eines guten Freundes endete für mich überraschend – ohne dass ich davon etwas mitbekommen und mit ihnen hätte reden können. Wahrheit 2 go: Auch das macht die anhaltende Corona-Ein- und Selbst-Beschränkung mit uns – dass wir nicht nur vereinsamen, sondern unsere seelischen Schmerzen weitestgehend mit uns selbst aushandeln. Und das ist nicht gut.

Um es zusammenzufassen:

Das Jahr 2021 war für mich kein gutes Jahr, weil ich mich 12 Monate lang (aus guten wie aus schlechten Gründen) stark eingeschränkt habe. Ich habe mich räumlich, seelisch, emotional, geistig, körperlich und kreativ kleiner gemacht, als ich sein könnte. Ich habe gesehen, wie meine Familie und meine Freunde, meine Partner und Kunden unter der Pandemie und noch viel mehr unter der Vereinsamung leiden.

Und darum wünsche ich uns allen, dass 2022 ein besseres, mutigeres und ehrlicheres Jahr wird, in dem wir wieder mehr Miteinander wagen – und Miteinander wieder mehr wagen!

Make 2022 great again!

Vielleicht fängt es ja mit einem Kommentar von dir an. Denn (letzte Wahrheit 2 go für heute): Jeder gute Rat ist teuer. Und zwar im Sinne von wertvoll, nicht von Geld.

Take care.
Sean

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