Warum höre ich nach fünf Jahren erfolgreicher Selbständigkeit auf?

Gute Frage. Was ist Erfolg und wer definiert ihn? Ist es Geld auf dem Konto? Zufriedene Kunden? Das gute Gefühl, einen geilen Job gemacht zu haben? Oder ein Lächeln meiner Söhne? Ein Tag ohne Rückenschmerzen oder Tinnitus? Vielleicht von allem etwas. Auf jeden Fall habe ich in den fünf Jahren als Selbständiger mega-spannende Projekte realisieren dürfen und war als Kreativer an einigen der großen Wendepunkte und Krisen unserer Zeit mittendrin im Geschehen:

Unter anderem habe ich

2019: ein geiler Start und eine wichtige Erkenntnis

Bereits nach meinem ersten Monat als Selbständiger hatte ich nicht nur die Kooperation mit einer großen Kölner Kommunikationsagentur, einen Auftrag für eine Kölner Azubi-Messe und die Website eines Eitorfer Unternehmens in der Tasche, sondern auch eine wichtige Erkenntnis:

Auch die Neukunden-Akquise ist mir überraschend leicht von der Hand gegangen. Im Rückblick muss ich jedoch feststellen, dass 2019 kein gutes Pflaster für meine Neukunden war. Von dem Logistikdienstleister Newweys hat man nach einem vielversprechenden Start lange nichts mehr gehört. Das rollende Hotel GuideBike ist an Corona gescheitert und der lokale Patchwork-Laden an den Spätfolgen der Pandemie. Zum Glück habe ich die Website, die hält, was sie verspricht, erst im Januar 2020 gelauncht 😉. Honorarberater Tobias Ahr ist immer noch gut im Geschäft und der Erfinder von GuideBike hat den Prototypen für das nächste Patent schon fertig…  

2020: Corona ändert alles 

Zu Beginn meiner Selbständigkeit bin ich täglich nach Köln oder Bonn gependelt bin, um bei meinen Kunden vor Ort zu arbeiten. Dann kam die Pandemie und von einem auf den anderen Tag war ich im HomeOffice gebunden. Neben mir am Tisch saßen meine Söhne, die von einem auf den anderen Tag ins HomeSchooling geschickt wurden. Was für eine krasse Zeit. Neben meinen Aufgaben als Selbständiger sollte ich nun auch den Lehrer und Vollzeit-Hausmann spielen, während meine Frau, die einen systemrelevanten Job ausführt, jeden Tag zur Köln zur Arbeit fährt?! Moment mal, liebe Regierung, habt ihr da nicht jemanden vergessen?

Mir tun die Kinder und Eltern leid, die sich während Corona einschränken und aufopfern mussten, ohne jemals von irgendjemand ein Dankeschön für ihr Engagement zu bekommen. Hey, haben wir gerne gemacht, aber nicht für euch, sondern für uns! Wir Familien haben durch unsere Einschränkungen Menschenleben gerettet, während einige Politiker und Firmen sich schamlos und ungestraft am Leid der Menschen bereichert haben.

2021: Der Frust wird zum Alltag

Was mich während der Pandemie am meisten frustriert hat, ist das gnadenlose kommunikative Versagen der Menschen, die eine Mehrheit von uns gewählt hat. Meine Meinung dazu habe ich recht deutlich hier kommuniziert:

 

Gleichzeitig habe ich versucht, gegen diesen dauerhaften, stetig zunehmenden Alltagsfrust anzukämpfen, habe Websites, die glücklich machen, erfunden und Marken für eine lebenswerte Welt zum Leben erweckt. Vielleicht hätte ich einfach mehr für mich selbst machen sollen?

Genutzt hat mir mein Engagement wenig. Am Ende musste ich konsterniert feststellen, dass 2021 kein gutes Jahr war. Ein schonungslos ehrlicher Text. Ich wünschte, ich hätte mehr davon geschrieben.

2022: Von einer Krise in die nächste

Der Jahresanfang stand erneut unter dem Fluch der Corona-Krise. Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen und erfolgreich gezeigt,

 

Doch kaum hatten wir Corona einigermaßen überwunden, hat Putin angegriffen. Er hat nicht die Ukraine angegriffen, er hat den Westen angegriffen, er hat Europa angegriffen. Er hat unsere demokratischen Werte angegriffen. Gefühlt hat er mich angegriffen und die Art und Weise, wie ich leben will und welche Welt ich meinen Kindern hinterlassen möchte. Wie zu Anfang der Pandemie habe ich monatelang Tag und Nacht bis zur totalen mentalen und emotionalen Erschöpfung jede Nachricht gelesen, habe mich on- und offline engagiert, um unsere Gesellschaft gegen diesen Rückschritt in imperiale Zeiten zu wappnen. Und wieder musste ich erleben, wie aktiv meine Mitbürger sind und wie inkompetent unsere gewählten Entscheider. Meine Meinung steht unverändert seit dem ersten Tag des Angriffskriegs auf die Ukraine fest. Um Putin zu stoppen und den Krieg zu beenden

  1. Kann jeder Einzelne etwas tun
  2. Hätte Deutschland viel mehr tun können und müssen!

 

Ja, ich weiß, manchmal denke ich zu einfach, zu „idealistisch“. „Make love not war“ hat schon in den 60er-Jahren nicht funktioniert. „Give peace a chance“ ist kaum mehr als ein sentimentaler Gedanke und „Imagine“ nur die Wunschfantasie eines Träumers; aber ich werde den Machtpolitikern und Populisten, den Autokraten und Narzissten nicht ohne lautstarken Widerspruch den Weg frei machen. Und wenn ich sehe, wie „Imagine“ bis heute von den Massen gesungen wird, um den olympischen Gedanken zu verteidigen und die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen, dann macht mir das Mut, dass eine bessere Welt möglich ist.  

2023: Das erfolgreichste Jahr meiner Selbständigkeit

2023 hatte alles, was sich ein Kreativer wünschen kann. Ich konnte mich an großen Projekten austoben für die KV Nordrhein wie der Praxis4future und der Umsetzung einer State-of-the-Art Karriere-Plattform. Für den VDI, einen der wichtigsten technologischen Impulsgeber Deutschlands, durfte ich das Digital Asset Management-System implementieren.

Weiterhin habe ich erfolgreich eine Marken-Revolution für die Schauspielschule Köln angezettelt und Social Media Workshops durchgeführt, habe dem Architekturbüro KORZONEK ein neues Corporate Design verpasst, die Marke TRAUMHAUSEN aus dem Boden gestampft und mit der ersten Online-Akademie im Pflegebereich eine weitere Benchmark in der Digitalen Transformation gesetzt.

Aber selbst die anspruchsvollsten Projekte sind irgendwann zu Ende und mit der Stagflation steigt der Druck auf die Marketing-Branche, die seit jeher ein Frühwarnsystem für unsere Wirtschaft ist. Inzwischen dürfte es bei jedem angekommen sein, die Aussichten für unseren Standort Deutschland sind alles andere als rosig. Wen erwischt es da bei Einsparungen als ersten? Na klar: Die Externen, die Kreativen. Damit kann ich leben. Ich bin jetzt fast 25 Jahre im Marketing-Business und habe mehrere Krisen hautnah erlebt: das Platzen der Dotcom-Blase, die Finanzkrise 2008, die Eurokrise, Brexit, die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg.

2024: Eine Krise des Vertrauens

Womit ich nicht leben kann, ist, wenn ich Menschen nicht mehr vertrauen kann. Und leider hatte 2024 einige bitterböse Enttäuschungen für mich im Gepäck:

  • Ein Gentlemans Agreement mit einem Agenturpartner war plötzlich nicht mehr den Handschlag wert, mit dem es geschlossen wurde, nachdem wir fünf Jahre lang vertrauensvoll und erfolgreich zusammengearbeitet hatten. Krass!
  • Ein großer Website-Auftrag eines Kunden, den ich über 10 Jahren betreut habe, wurde mündlich zugesichert und dann im Zuge einer Umfirmierung einer günstigeren Agentur aus Berlin zugeschoben. Puuh!
  • Weitere langjährige Kunden haben sich neu aufgestellt, was ihr gutes Recht ist, allerdings ohne mich rechtzeitig zu informieren. Traurig!
  • Von jetzt auf gleich bin ich von der Welle des Erfolgs in ein Tal der Tränen gestürzt. Mein persönlicher Antiklimax war jedoch, als mein „bester“ Freund mir seine Doppel-Existenz und -Moral offenbarte. Das hat mir den Rest gegeben.

 

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in dem ich Freunden, Kunden und Kollegen nicht vertrauen kann. Darum habe ich um Ostern beschlossen, noch mal neu #NEU anzufangen. Mit einer starken Marke, die ich über viele Jahre in der ganzen Welt aufbauen kann. Mit einem tollen Team, das engagiert und ehrlich ist. Und mit einer Firma, welche die guten alten Werte „Made in Germany“ immer noch hoch hält. Um wem und was es dabei handelt, verrate ich im nächsten Artikel.

Stay tuned.

2 Antworten

  1. Es ist bewundernswert, wie du in den letzten fünf Jahren so viel erreicht und dabei zahlreiche Herausforderungen gemeistert hast. Deine Entscheidung, jetzt aufzuhören, zeigt, dass du genau weißt, wann es Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich habe großen Respekt vor deinem Mut und bin sehr stolz auf dich.

    Love you

  2. Mein Sohn, ich liebe dich so sehr. Ich hatte so Angst, diesen Text zu schreiben und vor den Reaktionen der „anderen“. Und Esther schickt mir ein Herz und Mick lobt mich und du rührst mich zu tränen. DANKE, dass es dich gibt. DANKE, dass du mich in den Arm nimmst, damit ich spüren kann, was tief in mir vergraben ist. DANKE, Philip.

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  1. Es ist bewundernswert, wie du in den letzten fünf Jahren so viel erreicht und dabei zahlreiche Herausforderungen gemeistert hast. Deine Entscheidung, jetzt aufzuhören, zeigt, dass du genau weißt, wann es Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich habe großen Respekt vor deinem Mut und bin sehr stolz auf dich.

    Love you

  2. Mein Sohn, ich liebe dich so sehr. Ich hatte so Angst, diesen Text zu schreiben und vor den Reaktionen der „anderen“. Und Esther schickt mir ein Herz und Mick lobt mich und du rührst mich zu tränen. DANKE, dass es dich gibt. DANKE, dass du mich in den Arm nimmst, damit ich spüren kann, was tief in mir vergraben ist. DANKE, Philip.

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