Bei Angroschs rußigem Bart, das ist eine Frage, an der selbst gestandene Mechanici ins Grübeln geraten. Denn wer glaubt, eine zwergische Lore sei einfach nur eine rollende Metallkiste, der unterschätzt nicht nur die Auswirkungen der Elemente und allgemeinen Ätherodynamik, sondern auch das Vermögen der genialen Ingenieurskunst und tollkühnen Drachterbahnfahrer unter dem Berg. Doch der Reihe nach!
Nach Meister Ardus’ berühmter Grundgleichung lautet die Kraft auf eine den Hang hinab rollende Lore: F = m × a [Hangabtriebskraft entspricht Masse mal Beschleunigung, Anm. der. Red.] Oder wie Mechanikus Ardus es formulieren würde: „Die Kraft ist so groß, wie die Masse sauer wird, wenn man sie beschleunigt.“
Die Hangabtriebskraft – jene fundamentale, durch Ingerimm im erzernen Kerne Aventuriens entfachte Anziehung – ist proportional zur Gesamtmasse. Setzen sich also ein paar stattlich gebaute Angroschim in eine Lore, wirkt auf das Gefährt eine größere Kraft als auf die spindeldürre Gruppe menschlicher Novizen, die daneben in ihrer blechernen Seifenkiste kauert. Nun kommt der Haken: Schwere Loren beschleunigen stärker – aber sie starten träger. Oder wie Ardus in seinen Aufzeichnungen bemerkt: „Wer mehr Angbarer Bock getrunken hat, kommt langsamer in die Puschen, läuft bald aber den Hang hinab wie ein entfesselter Bergbach.“
Genug der Vorrede: Lauschen Sie einfach der jüngsten Ausführung des Mechanikus im Morodrom zu Hammerschlag, wo er von den aus Murolosch angereisten Kor-Knaben auf sein Lieblingsthema angesprochen wurde…
„Ihr wollt wissen, welche ätherodynamischen Prinzipien auf der Startrampe wirken?! Nun so sperrt die Lauscher auf: …
1. Beim Start regiert erzene Trägheit
Auch wenn es eine schwer verträgliche Kost für Euch sein mag, Albrix Sohn des Albrox: Eine schwere Lore braucht mehr Kraft, um überhaupt in Bewegung zu kommen. Unter Gelehrten spricht man von [er Mechanikus betont jede Silbe mit gewichtiger Miene] In-ERZ-ial-Kraft, im Volksmund auch bekannt als das Gesetz der Trägheit. Ihr mögt es, ohne Euch zu Nahe treten zu wollen, von Eurer Morgenroutine ableiten können: Ein echte Kampfmaschine kommt einfach langsamer in die Gänge. Auf den ersten Metern könnte ein leichtes Gefährt daher tatsächlich schneller wirken. Doch sobald beide erst so richtig ins Rollen geraten, setzt sich ein unvermeidliches elementares Gesetz durch…
2. Der erstaunliche Widerstand der Luft
Möge Niemand den ewigen Widersacher des Erzes unterschätzen! Der Widerstand des Äthers ist bemerkenswert, wächst er doch mit zunehmender Geschwindigkeit. Je schneller die Lore, desto mehr bremst der Fahrtwind. Darum rate ich jeden noch so Kühnen, den Schädel einzuziehen. Doch hier, werte Drachterbahnfahrer, liegt ein besonderes Mysterium der Ätherodynamik: Der Luftwiderstand ist (bei gleicher Form) unabhängig von der Masse. Eine leichte Lore wird also bei steigender Geschwindigkeit in Relation mehr gebremst als eine schwere. Somit, wenn ihr mr folgen könnt, folgt daraus unweigerlich der Schluss: Die leichtere Lore erreicht ihre MG, Verzeihung: Maximalgeschwindigkeit, früher – dafür ist und bleibt diese niedriger!
Doch freut euch nicht zu früh: Nun kommt eine weitere die MG beeinträchtigende Kraft ins Spiel.
3. Kleine Steine, große Wirkung
Malmars ewiges Schlagen soll mein Zeuge sein: Zwergische Schienen mögen beinahe so glatt sein wie die Klinge eines mehrfach gefältelten Felsspalters, aber eben nicht perfekt. Sowohl die Form als auch die Qualität des Rades ebenso wie die Beschaffenheit der Schiene beeinflussen den so genannten Rollwiderstand Eurer Lore. Stellt Euch einfach vor, Ihr hättet einen Stein im Stiefel, der Euch bei jedem Schritte stört. Angrosch sei Dank! hängt der Rollwiderstand aber weniger stark von der Masse ab, wie man gemeinhin zu denken beliebt. Nach meinen Berechnungen ändert sich der Reibungskoeffizient während einer Drachterbahnfahrt kaum, während die Hangabtriebskraft wie in Punkt 1 ausgeführt mit der Masse deutlich steigt. Merkt euch also meine Faustformel: Mehr Masse = mehr Schub, aber nicht proportional mehr natürliche Bremsung.
Fazit: Das Erzene gewinnt
[wenn es nur ums Eine geht, Anm. d. Red.]
Fassen wir also die grundlegenden Prinzipien der Ätherodynamik die Maximalgeschwindigkeit betreffend zusammen: Hangabtriebskraft = Luftwiderstand + Rollwiderstand. Für die schwere Lore bedeutet das: Sie verfügt über eine größere abwärts gerichtete Kraft bei einem gleichen Luftwiderstand wie die leichte und einem ähnlichen Rollwiderstand, womit Ihr, es wird Euch freuen, das zu hören, verehrter Herr Albrix, geradezu schwergewichtige Siegesaussichten habt, sofern … [Die folgende Bemerkung geht aufgrund der donnernden Zustimmung der Kor-Knaben im Lärm unter, Anm. d. Red.] … Ihr es schaffen solltet, nicht durch die Fliehkraft aus der ersten Kurve geworfen zu werden.
Nachdem sich die Menge im Morodrom wieder beruhigt hat, erhebt der Mechnikus ein letztes Mal die Stimme.
„Ja, es stimmt: Die schwere Lore wird – nachdem sie ihre anfängliche Trägheit überwunden hat – unweigerlich schneller als die leichte. Das hat Väterchen Angrosch in weiser Voraussicht so gefügt. Von den zum großen Lorenrennen von Hammerschlag angemeldeten Loren werdet Ihr nach meinen Berechnungen am Ende der Startrampe die mit Abstand höchste ätherodynamisch mögliche Maximal-Geschwindigkeit erreichen. Wie schnell das ist, wollt Ihr wissen?
Nun, das Gewicht von Euch und Eurem Beifahrer, Drago Sohn des Dregar, addiert zu dem Eurer Lore inklusive Eurer Rüstung sowie des Entgleisers und unter der Annahme, dass Ihr weder bremst noch in eine Karambolage mit einem Eurer Gegner verwickelt werdet, denn auch diese würde Euch zwangsläufig verlangsamen…“ Er hält kurz inne, um im Kopf die Summe zu addieren. „… würde ich annehmen, dass Ihr gut 100 Meilen pro Stunde erreichen könntet! So Angrosch Euch gewogen ist, könntet Ihr nahezu 20 m/h höhere MG erreichen als eine Standardlore von Meister Rambolosch! Allerdings…“ [… erneut wird die warnende Bemerkung vom Lärm der angetrunkenen Kneipengänger übertönt, Anm. d. Red.] … solltet Ihr die fatalen Auswirkungen der MG auf die KU nicht vernachlässigen.“
Sinnierend widmet sich der Mechanikus seinen Aufzeichnungen während die Kor-Knaben ein siegesgewisses Marschlied anstimmen.




