Warum sind agile Werte wichtig?

Laut den Entwicklern von Scrum entsteht erst durch die Identifikation mit den agilen Werten eine Kultur des Vertrauens im Unternehmen. Und nur auf der Basis eines vertrauensvollen Miteinanders kann agiles Projektmanagement erfolgreich sein.

Agile Werte gewinnen an Bedeutung

Scrum Guide von Ken Schwaber und Jeff Sutherland
Agile Werte im Scrum Guide

Die Bedeutung der Werte im agilen Projektmanagement hat anscheinend in den letzten Jahren zugenommen. So gab es in älteren Fassungen des Scrum Guides noch keinen detaillierte Erläuterung zu den agilen Werten. In der aktuellen Fassung des Scrum Guides wird den agilen Werten jedoch unter Punkt 4 ein eigener Absatz gewidmet – noch vor der Definition des Scrum Teams. Das zeigt, wie wichtig die agilen Werte für das Scrum Projektmanagement sind. Schauen wir uns darum die agilen Werte etwas genauer an.

Definition agiler Werte im Scrum Guide

Selbstverpflichtung: Ein Pakt für alle Beteiligten

Agiles Projektmanagement funktioniert nicht einseitig. Das wird bereits bei dem ersten Wert in der Liste klar. Wenn Scrum Projektmanagement in Unternehmen eingeführt wird, müssen sich ausdrücklich alle Beteiligten den „Zielen“ verpflichten. Dazu zählen neben dem Scrum Team zum Beispiel das Management des Unternehmens, aber auch die Kunden. Erst durch die freiwillige Verpflichtung aller Beteiligten kann Agilität ihre volle Dynamik entwickeln. Aber zu was verpflichtet man sich eigentlich? Man verpflichtet sich dazu, „die Ziele des Scrum Teams zu erreichen.“

Eine krasse Aussage, an der ich mehrere Aspekte bemerkenswert finde: Erstens sieht man hier die Zielorientierung; Scrum macht mach, wenn man neue Lösungen und Produkte entwickeln will, die echten Mehrwert liefern. Das Ziel ist also: Nutzen. Wie genau das Ziel definiert ist, bleibt dabei offen.

Grafik mit zwei Dreiecken: Zeigt die Management-Struktur in Unternehmen
Umkehrung der Macht-Verhältnisse

Bemerkenswert ist weiterhin, dass sich das Unternehmen vorbehaltlos hinter das Team stellt. Nicht die unternehmerischen Ziele stehen im Fokus, sondern die Ziele des Teams gilt es zu erreichen. Deutlicher kann man nicht zum Ausdruck bringen, dass im agilen Scrum Projektmanagement eine radikal neue Unternehmenskultur verwirklicht wird, in der die Mitarbeiter mehr Autorität erhalten.

Den Mut das Richtige zu tun –
auch wenn es schwer fällt

Foto von einem Slackliner über einem Felspalt
Mut neue Wege zu erkunden

Wer etwas Neues entwickeln will, muss vieles Bewährtes und Bekanntes hinter sich lassen. Einem Gewohnheitstier wie dem Menschen fällt das naturgemäß nicht leicht. Im Gegenteil: Das Bekannte liefert Sicherheit, während das Neue ungewiss und potentiell gefährlich ist.  Scrum fordert von Unternehmen und Mitarbeitern den Mut, über sich hinauszuwachsen. Dazu gehört an erster Stelle der Mut zu akzeptieren, dass nichts bleibt wie es ist.

Die Digitale Transformation ändert alles – und nur der Wandel bleibt konstant. Wer mutig ist, kann eigene Fehler und Schwächen eingestehen – um sie zu beheben. Genauso mutig kann man auch den Wert und die Geschwindigkeit der eigenen Arbeit einschätzen. Mut bedeutet im agilen Projektmanagement, die Dinge zu hinterfragen, von den besten der Branche zu lernen und dadurch jeden Tag besser zu werden. Indem man sich Tag für Tag neuen Herausforderungen stellt und neue Lösungen für die zunehmende Komplexität der Digitalen Transformation entwickelt.

Jeder fokussiert sich auf die Arbeit –
und die Ziele

Wer den Mut hat, neues auszuprobieren, wird Fehler machen. Die Fokussierung auf das Ziel, den Mehrwert der geplanten Entwicklung, hilft Fehler schnell zu erkennen und daraus zu lernen. Im agilen Projektmanagement experimentiert man nicht planlos, sondern immer mit dem Ziel vor Augen, die Arbeit voranzutreiben, dass Team zu unterstützen und zum Ende des Entwicklungszyklus wie zugesagt einen fertigen Baustein ausliefern zu können. Nur durch den konstanten Fokus ist die Effizienz von agilen Projektteams hoch. Fokussierung bedeutet auch, keine Zeit mit unnötigen Diskussionen oder langwierigen Recherchen zu verschwenden. Ablenkungen durch Social Media, private Mails und neue Aufgaben sind während der gemeinsamen Teamarbeit tabu: Denn dadurch leidet die Qualität meiner Arbeit und der Arbeit des ganzen Teams. Es wird zielgerichtet gearbeitet, klar kommuniziert, gewissenhaft getestet und sauber dokumentiert. Durch den Fokus auf die gemeinsame Arbeit und das gemeinsame Ziel kommt das Team in den Flow.

Radikale Offenheit:
Jeder sieht, was Sache ist

„Alle sind sich einig, offen mit allen Belangen ihrer Arbeit umzugehen.“ Der Satz hört sich harmlos an, birgt jedoch jede Menge Sprengstoff. In der Praxis bedeutet das: Jeder kann jederzeit sehen, was ich heute mache, was ich gestern gemacht habe und was ich morgen tun werde. Jeder kann jederzeit sehen, was ich im Projekt bisher geleistet habe und ob wir noch auf Kurs sind. Jeder kann prüfen, ob ich meine Arbeitsgeschwindigkeit richtig eingeschätzt habe. Jeder kann nachvollziehen, wie ich Aufgaben gelöst habe und woran ich gescheitert bin…

Grafik: Drei blaue Kreise mit der Aufschrift Anpassung, Überprüfung, Transparenz
Transparenz ist eine zentrale Säule von Scrum

Für die allermeisten Mitarbeiter, aber auch Manager ist diese radikale Form der Transparenz zumindest ungewohnt; für einige sogar erschreckend. Die schlechte Nachricht ist: Agiles Projektmanagement nach Scrum funktioniert nur in Unternehmen, die Ehrlichkeit schätzen. Eine Unternehmenskultur muss gegeben sein, in der Mitarbeiter Offenheit praktizieren können, ohne Angst zu haben, dafür ausgenutzt oder niedergemacht zu werden. Die gute Nachricht ist: Diese Vertrauenskultur können Unternehmen lernen.  Und hat die offene Unternehmenskultur erst mal Einzug gehalten, profitieren alle davon: Der Projektstand ist jederzeit für alle einsehbar und der Wissenstransfer im Unternehmen potenziert sich. Das Know-how, das wichtigste Kapitel eines jeden Unternehmens, ist nicht länger in den Köpfen einzelner eingeschlossen.

Gegenseitiger Respekt als fähige, eigenverantwortliche Individuen

Respekt ist für agiles Arbeiten von fundamentaler Bedeutung. Respekt bedeutet nämlich, dem anderen zu vertrauen und ihm etwas zuzutrauen. In der Definition des Scrum Guides werden zwei Aspekte des Respekts gezielt angesprochen: Kompetenz (im Sinne von Fähigkeiten) und Eigenverantwortung.

Respekt im Sinne von agilem Projektmanagement bedeutet also: Ich respektiere die individuellen Fähigkeiten der anderen Teammitglieder, die sich von meinen unterscheiden. Und das ist auch gut so. Nur so kann ich dazulernen. Durch unsere individuellen Fähigkeiten machen wir uns gegenseitig stark. Ich respektiere und vertraue auf die Eigenverantwortung meiner Kollegen. Ich muss ihre Arbeit nicht kontrollieren und ihnen keine Vorschriften machen. Sie haben sich freiwillig zu denselben Zielen verpflichtet wie ich. Sie wissen selbst am besten, was sie beitragen können, um diese Ziele zu erreichen. Durch diese gegenseitige Wertschätzung entsteht der einzigartige Teamgeist von agilen Teams.

Agile Werte schaffen Vertrauen

Im Scrum Guide von Jeff Sutherland und Ken Schwaber heißt es sinngemäß: „Wenn die agilen Werte durch das Scrum Team gelebt werden, baut dies bei allen Beteiligten Vertrauen zueinander auf.“ Ich denke, dass dies der Kern von Scrum ist: Vertrauen. Und weil agile Werte so wichtig für agile Unternehmen sind, hat AGILERO die eigenen agile Werte in drei Leitsätzen erfasst: Trau dich. Blick durch. Mach mit.

Was sind die Werte Ihres Unternehmens? Wie lauten Ihre Leitsätze? Wenn Ihre Mitarbeiter sich mit Ihrem Unternehmen identifizieren und als Markenbotschafter auftreten sollen, müssen sie diese Fragen ohne nachdenken beantworten können. Gerne unterstützt AGILERO Ihr Unternehmen dabei, eine zeitgemäße Unternehmenskultur mit Hinblick auf die Digitale Transformation zu etablieren. Sprechen Sie uns einfach an.

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„Die Digitalisierung ist erst der Anfang.“ AGILERO unterstützt Unternehmen bei der Digitalen Transformation durch die Einführung von agilen Methoden wie Scrum Projektmanagement.

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