Was ist Scrum Projektmanagement?

Hohe Anpassungsfähigkeit statt Planungssicherheit, Selbstorganisation des Teams statt hierarchische Führung: Das sind die Eigenschaften der agilen Projektmanagementmethode Scrum. Doch was verbirgt sich hinter diesen Schlagworten? Wie funktioniert Projektmanagement ohne einen Projektmanager? AGILERO liefert Basiswissen zum agilen Projektmanagement und beantwortet die Frage: Was ist Scrum Projektmanagement?

Scrum ändert die Regeln des traditionellen Projektmanagements

Im Artikel „Weniger Abstürze durch die agile Scrum Methode“ haben wir erklärt, warum 30 % aller Projekte scheitern. Die Gründe sind naheliegend: Um hohe Planungssicherheit zu erzielen, wird zu Beginn eines Projekts oftmals unverhältnismäßig lange geplant und konzeptioniert. Die Digitale Transformation bedingt jedoch, dass sich Anforderungen viel schneller als früher ändern. Weitere Informationen bietet der Artikel „Die 5 Phasen der Digitalen Transformation“.

Somit entwickelt sich jedes Projekt zwangsläufig dynamisch – oder scheitert. Im traditionellen Projektmanagement wird stets versucht, die Eingangs definierten Ziele zu erreichen. Davon hat sich die Scrum Projektmanagementmethode verabschiedet. Somit lautet die erste Antwort auf die Frage: „Was ist Scrum Projektmanagement?“ Scrum ist radikal anders. Beim agilen Projektmanagement liegt der Fokus nicht auf Sicherheit, sondern auf Anpassungsfähigkeit. Ein plakatives Beispiel dafür liefert das Video: Was ist Scrum Projektmanagement?

Jeder Fortschritt liefert Nutzen, jeder Rückschritt auch

Anstatt das Gesamtprojekt über Monate hinweg zu optimieren, wird bei Scrum mit jedem Entwicklungsschritt ein fertiger Baustein („Inkrement“ genannt) geliefert, welches dem Kunden einen direkten Mehrwert bietet. Dabei werden die Entwicklungsintervalle bewusst kurz gehalten und sind in der Regel auf zwei Wochen limitiert. Das hat mehrere Vorteile: Der Kunde erhält zeitnah Zugriff auf die Anwendung, kann diese selbst testen, Feedback geben und neue Wünsche äußeren. Kritik, Wünsche und neue technische Anforderungen können somit zeitnah in der Weiterentwicklung des Projekts berücksichtigt werden. Durch diese Vorgehensweise werden auch Fehlentwicklungen, egal ob diese auf lückenhaften Briefings oder sich ändernden Anforderungen beruhen, sehr schnell sichtbar. Dadurch lässt sich redundante Arbeit auf ein Minimum reduzieren. Kurz gesagt: Mit Scrum Projektmanagement wird nicht mehr am Markt vorbei entwickelt.

Scrum Projektmanagement ersetzt Führung durch Selbstverantwortung

Das Team bekommt mehr „Macht“

Wie der Artikel „Kopfüber, aber nicht kopflos“ zeigt, stellt die Projektmanagementmethode Scrum die hierarchische Unternehmensstruktur auf den Kopf. Projekte werden nicht mehr wie bisher mittels einer Befehlskette vom Top-Management über das mittlere Management bis hin zu den einzelnen Gewerken umgesetzt. Stattdessen werden bereichsübergreifende, agil arbeitende Teams aufgesetzt. Der Projektfortschritt ist jederzeit für alle Mitglieder im Projektteam sichtbar. Anstatt wie bisher Verantwortung zu delegieren, übernimmt jeder Mitarbeiter eigenständig Verantwortung für seine Aufgaben innerhalb des Projekts. Das mittlere Management wird damit überflüssig. Darum lautet eine weitere, für viele zunächst überraschende Antwort auf die Frage „Was ist Scrum Projektmanagement?“ Scrum bedeutet einen fundamentalen Kulturwandel im Unternehmen. Hier finden Sie Tipps zur Einführung von Scrum im Unternehmen.

Scrum Projektmanagement basiert auf Vertrauen in kompetente Teams.

Vertrauen in Kompetenz

Entscheidend für den Erfolg eines agilen Projekts ist, dass sich das Team selbst organisieren kann. Und dass es selbständig die nötigen Entscheidungen treffen darf, um das Projekt voranzutreiben! Das hört sich einfacher an, als es ist. Wenn ein Team sich selbst organisiert, heißt das im Umkehrschluss, dass kein Vorgesetzter oder Kunde den Projektforschritt durch neue Anordnungen stören darf. Die Projektmanagementmethode Scrum setzt damit ein gehöriges Maß an Vertrauen an die Selbstverpflichtung und den Fokus der agilen Mitarbeiter voraus. Dieses Vertrauen zahlt sich jedoch in mehrfacher Hinsicht wieder für das Unternehmen und den Kunden aus. Zu der Frage „Was ist Scrum Projektmanagement?“ lässt sich somit sagen: Scrum ist Teamarbeit in Reinkultur.

In Scrum gibt es keinen klassischen Projektmanager

Wie gesagt ist Selbstorganisation die Grundvoraussetzung für erfolgreiches agiles Arbeiten. Scrum Projektmanagement verzichtet darum auf einen weisungsbefugten Projektmanager im klassischen Sinne. Stattdessen führt Scrum drei Rollen ein: Den Product Owner, den Scrum Master und das Teammitglied. Der Scrum Master ist als Moderator für die Einhaltung der agilen Regeln und Werte verantwortlich. Der Scrum Product Owner vertritt die Stakeholder des Projekts. Er kennt alle Anforderungen an das Projekt, erfasst diese in einem Produkt-Anforderungskatalog und erklärt diese dem Team. Er ist somit wesentlich dafür verantwortlich, dass jede Entwicklungsstufe des Projekts einen echten Mehrwert für den Kunden liefert. Aus diesem Grund priorisiert der Product Owner die Anforderungen. Für die Umsetzung ist jedoch ausschließlich das Entwicklungs- bzw. Projekt-Team verantwortlich. Scrum ist also ein System zum Management von Projekten, dass ohne einen Projektmanager im traditionellen Sinn auskommt. Hier findest du eine Übersicht der drei Scrum Rollen.

Das Scrum Projektteam kennt keine Hierarchie

Ein Scrum-Team umfasst im Idealfall zwischen drei und neun Mitarbeiten, mit verschiedenen Kompetenzen, welche für das Projekt benötigt werden. Diese Größe hat sich bewährt, um die Selbstorganisation nicht zu gefährden. Schon 1986 zeigten die Forscher Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka, dass kleine, vernetzte und interdisziplinäre Teams die besten Ergebnisse erzielen, wenn es darum geht, schnell neue Produkte mit maximalen Kundennutzen zu entwickeln. Die Komplexität von größeren Teams steigt exponentiell und erfordert somit zusätzliches Management. Wichtig für das agile Arbeiten: Im Team gibt es keine Hierarchie; jedes Teammitglied hat dieselben Rechten und Pflichten. Jedes Teammitglied übernimmt eigenverantwortlich Aufgaben im Rahmen des Gesamtprojekts und berichtet täglich über den Fortschritt und mögliche Hindernisse.

Ritualisierte Abläufe erhöhen die Nettoarbeitszeit

Durch den Verzicht auf mittleres Management, ritualisierte Abläufe und strenge Zeitvorgaben („Timeboxing“) für jedes Meeting ist die Nettoarbeitszeit von Scrum Teams höher als im traditionellen Projektmanagement. In der Planungssitzung („Sprint Planning“) vereinbart das Team die Rahmenbedingungen. Jeden Tag trifft sich das Team zu einem 15-minütigen Treffen („Daily Scrum“). Dabei beantworte jedes Mitglied kurz und bündig die drei Fragen: Was habe ich gestern gemacht? Was werde ich heute machen? Was behindert mich in meiner Arbeit? Der Scrum-Master erfasst diese Hindernisse und hilft, dass diese beseitigt werden. Jeder Sprint wird durch ein Sprint Review Meeting abgeschlossen, in welchem das Team die Ergebnisse dem Product Owner vorstellt, der diese akzeptieren und abnehmen muss. In der Sprint Retrospektive wird schließlich das Gesamtprojekt evaluiert und Optimierungsmöglichkeiten für zukünftige agile Projekte festgehalten.

Scrum Projektmanagement eignet sich nicht für alle Mitarbeiter

Schreihälse haben ausgedient

Diese radikale Transparenz in der Kommunikation ist für manche Mitarbeiter schwer zu verinnerlichen, wie AGILERO bereits im Artikel Aller Anfang ist schwer dargestellt hat. Im Scrum Projektmanagement kann sich niemand mehr verstecken oder Verantwortung delegieren. Die Leistung jedes einzelnen Teammitglieds ist stets sichtbar. Gründe für Verzögerungen werden in den täglichen Besprechungen offensichtlich. Wenn ein Kollege seine Aufgabe nicht erledigt, behindert er das ganze Team. Diese Hindernisse werden im Team offen angesprochen. Auch für karriereorientierte Projektmanager ist Scrum eine große Herausforderung: Da jeder Projektfortschritt vom Team ausgeht, kann sich der Einzelne nicht besonders auszeichnen. Sie wollen wissen: „Was ist Scrum Projektmanagement?“ Dann heißt die Antwort: Es ist eine radikale Abkehr vom individualistischen Silodenken hin zum Teamgedanken.

Scrum Projektmanagement eignet sich nicht für alle Unternehmen

Entscheidend für den Erfolg von Scrum ist, dass das Top-Management hinter dem Kulturwandel steht. Die Geschäftsführung vertraut darauf, dass die agilen Teams selbstverantwortlich arbeiten. Dieses hohe Maß an Autonomie passt nicht zu jeder Unternehmenskultur. Ohne gemeinsame agile Werte wie Vertrauen, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein und ohne Mitarbeiter, die neben Fachkompetenz auch soziale Qualifikationen aufweisen, kann die Projektmanagementmethode Scrum nicht erfolgreich angewandt werden. Mit der entsprechenden Unternehmenskultur kann jedoch eine ganze neue Form der Produktivität gedeihen.

  • Die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter steigt.
  • Regelmäßige offene Kommunikation fördert die Transparenz.
  • Durch Selbstorganisation und Eigenverantwortung entsteht ein neuer Teamgeist.
  • Bereichsübergreifendes Zusammenarbeiten optimiert den Wissenstransfer und Verständnis für den Mehrwert des Projekts.

Der Hauptvorteil vom Scrum Projektmanagement ist jedoch die Flexibilität: Wenn sich Anforderungen an das Projekt ändern, (Und das werden sie!), kann das Team schneller reagieren.

Hier finden Sie weitere Artikel zur Einführung von Scrum Projektmanagement in Unternehmen.

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