Bei den viel beschworenen Scrum Artefakten handelt es sich nicht um Heiligtümer und auch nicht um Kunstwerke. Ganz im Gegenteil: Die Scrum Artefakte sind drei ganz pragmatische Hilfsmittel, mit der agiles Arbeiten nach der Scrum Methode dokumentiert und erfolgreich gesteuert werden kann. Folgende Scrum Artefakte werden im Scrum Guide von Ken Schwaber und Jeff Sutherland empfohlen:
- Product Backlog
(Liste aller Anforderungen an das Produkt) - Sprint Backlog
(Liste aller Anforderungen, die vom Entwicklungs-Team in einem bestimmten Intervall abgearbeitet werden) - Product Increment
(Teilergebnis am Ende eines Entwicklungsintervalls)
Scrum Artefakte einfach erklärt
Was ist ein Backlog?
Bevor man die drei Scrum Artefakte beschreibt, muss man wissen, was mit Backlog gemeint ist. Man könnte Backlog im Deutschen als „Arbeitsrückstand“ bzw. im positiven Sinne als „Auftragsbestand“ übersetzen. Im agilen Projektmanagement ist ein Backlog eine dynamische Liste von durchzuführenden Arbeitsaufträgen. Dynamisch bedeutet dabei, dass die Liste nicht von Anfang an vollständig ist, sondern kontinuierlich gepflegt, verfeinert und aktualisiert wird. Die einzelnen Arbeitsaufträge werden im Backlog als Anforderungen, User Storys oder Funktionsbeschreibungen erfasst.
Was ist ein Product Backlog?
Nachdem der Scrum Product Owner gemeinsam mit dem Kunden die Vision bzw. den Mehrwert der zu entwickelnden Anwendung geklärt hat, gilt es, diese Vision in klare Anforderungen für das agile Projektteam zu übersetzen. Dazu erstellt der Product Owner eine Liste mit allen zurzeit bekannten Anforderungswünschen an das Produkt bzw. Projekt. Diese werden im Product Backlog festgehalten. Die Einträge im Backlog werden Product Backlog Items genannt und beschreiben die Anforderungen aus Sicht des Endkunden und sollten in seiner Sprache formuliert sein. Deswegen werden diese Einträge auch „User Stories“, übersetzt etwa „Nutzergeschichten“ genannt. Jede Funktion muss einen Sinn aus der Sicht des Endanwenders haben, sonst ist entweder irrelevant oder sogar irritierend.
Es ist Aufgabe des Product Owners die Anforderungsliste immer auf dem neuesten Stand zu halten, zu priorisieren und allen Projektteilnehmern transparent zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus muss das Product Backlog stets ausreichend Arbeitsaufträge für den nächsten Entwicklungsintervall (Sprint) beinhalten. Denn für die Zusammenstellung des Sprint Backlogs ist allein das Entwicklungs-Team in Scrum verantwortlich.
Eigenschaften des Product Backlog
- Das Product Backlog wird durch den Product Owner angelegt und gepflegt.
- Es ist eine geordnete Liste aller Anforderungen an das Produkt bzw. Projekt.
- Die Reihenfolge der Einträge legt der Product Owner fest. Dabei richtet er sich insbesondere nach dem Nutzen (Mehrwert) der Funktion aus Sicht des Endanwenders.
- Die Liste ist dynamisch und niemals vollständig.
- Listeneinträge, die weit oben stehen, sollten so bereits so fein formuliert sein, dass sie den Status „ready“ zur Umsetzung im Sprint haben.
Was ist ein Sprint Backlog?
Auch beim Sprint Backlog handelt es sich um eine Liste. Diese wird vom Entwicklungs-Team aus den Einträgen des Product Backlogs zusammengestellt und beinhaltet alle Arbeiten, die das Team im nächsten Sprint erledigen will. Das Sprint Backlog wird in der Planungssitzung zum Auftakt des Entwicklungsintervalls (im Sprin Planning) erstellt.
Grundsätzlich darf das Sprint Backlog während des Intervalls nicht mit neuen Anforderungen vom Kunden oder Product Owner ergänzt werden, denn das würde die Selbstorganisation der Experten im Entwicklungsteam sabotieren. In der Praxis werden jedoch oftmals die User Storys durch konkrete Einzelaufgaben (Tasks) verfeinert, da dies den Spezialisten im Team eine bessere Arbeitseinteilung in tägliche ToDos ermöglicht.
Als zentrales Arbeitsmittel der Entwicklungs-Team sorgt der Sprint Backlog für höchste Transparenz und Einhaltung agiler Werte. Jeder weiß, was jeder tut und was innerhalb des Entwicklungsintervalls noch zu tun ist. Damit kann auch die Entwicklungsgeschwindigkeit des Teams eingeschätzt werden. Verantwortlich für die Zusammenstellung und kontinuierliche Pflege des Sprint Backlogs ist das Entwicklungs- bzw. Projekt-Team. Auch wenn das Team frühzeitig alle für das Intervall geplante Arbeiten erledigt hat, dürfen keine neuen Anforderungen aus dem Produc Backlog hinzugefügt werden. Vielmehr soll das Team lernen, seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit zukünftig besser einzuschätzen. Es geht darum, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu entwickeln und diese auch in der nächsten Planungssitzung zu demonstrieren.
Eigenschaften des Sprint Backlog
- Das Sprint Backlog wird durch das Entwicklungs-Team zusammengestellt und täglich aktualisiert.
- Die Zusammenstellung erfolgt in der Planungssitzung vor dem Entwicklungs-Intervall.
- Die Liste enthält alle Tätigkeiten, welche das Entwicklungs-Team in diesem Intervall realisieren will.
- Sie muss für alle Teilnehmer des Scrum Teams transparent und jederzeit zugänglich sein.
- Arbeitsaufträge können durch Einzelaufgaben konkretisiert werden.
- Es dürfen jedoch keine neuen Anforderungen von externen Personen hinzugefügt werden.
- Die Liste ist dynamisch und im Idealfall am Ende des Sprints abgearbeit.
- Der Status der Listeneinträge wird regelmäßig aktualisiert von „ToDo“ (Arbeitsauftrag) in „Doing“ (in Arbeit) nach „Done“ (erledigt).
- Der aktuelle Status der Listeneinträge wird zumeist durch ein Kanban Board visualisiert.
Was ist ein Product Increment?
Das Wort „Inkrement“ stammt aus dem Lateinischen und lässt sich übersetzen als „vergrößern“ oder „Zuwachs“. In der Softwareentwicklung wird der Begriff Inkrement verwendet, um darzustellen, dass eine Anwendung als ganzes Projekt geplant, aber in Bausteinen realisiert wird. Mit jedem Inkrement wächst das Produkt bzw. vergrößert sich die Anzahl der Funktionen.
Das Produktinkrement in Scrum stellt das Teilergebnis des Gesamtprojekts da, welches am Ende des Sprints durch das Entwicklungs-Team geliefert wird. Im Englischen spricht man darum auch von einem „Potentially shippable product Increment, also einem Baustein, der grundsätzlich fertig zur Auslieferung an den Kunden ist. Somit ist das Ziel und Resultat eines Sprints immer ein potenziell auslieferbarer Produktbaustein.
Ob das Inkrement tatsächlich ausgeliefert wird, entscheidet allein der Product Owner, da er den Nutzen des Produkts und somit auch der einzelnen Bausteine aus Kundensicht am besten einschätzen kann. Sollten einzelne Arbeitsaufträge oder das gelieferte Inkrement nicht den vorab definierten Qualitätsansprüchen oder Kundennutzen entsprechen, werden die Arbeitsaufträge entsprechend im Product Backlog dokumentiert und können vom Entwicklungs-Team im nächsten Sprint umgesetzt werden.
Eigenschaften des Product Increment
- Das Produktinkrement ist ein potentiell fertiges Teilergebnis am Ende eines Entwicklungsintervalls.
- Es fügt dem bestehenden Produkt einen Nutzen bzw. eine neue Funktionalität hinzu.
- Das Produktinkrement enthält alle Arbeitsaufträge, die vom Entwicklungs-Team im letzten Sprint umgesetzt wurden.
- Es erfüllt die Qualitätskriterien des Teams und wurde dahingehend getestet.
- Für die Erstellung des Product Increments ist allein das Entwicklungs-Team verantwortlich.
- Über die Abnahme des gelieferten Teilergebnisses entscheidet allein der Scrum Product Owner.
Als Agentur für Digitale Transformation unterstützt AGILERO Unternehmen bei der Einführung agiler Projektmanagementmethoden wie Scrum. Mit professionellen Scrum Mastern, Product Owner – und mit jahrelanger praktischer Erfahrung. Teilen Sie diesen Artikel, wenn er Ihnen weitergeholfen hat – und rufen Sie uns an, wenn nicht!
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